Klettern, Bouldern, Steine streicheln
Silke | 29. Februar 2012 | 21:31Insgesamt waren wir zwar nicht an ganz so vielen Kletterspots aktiv, wie wir gerne gehabt hätten (in Charleston sahen die Tread-Routen an den Seacliffs zwar genial aus, aber wir haben uns etwas überfordert gefühlt angesichts der Schwierigkeitsgrade nur mit natural pro, für die Multipitches am Sebastapol Bluff war sehr zu unserem Ärger unser Seil zu kurz und es gab keine Piste zum Abseilen oder runterlaufen, rund um Christchurch ist das meiste eingestürzt oder zu unsicher geworden und “the Cave” liegt eher mal Welten außerhalb unserer ability….), aber einige Male haben wir es doch an den Fels geschafft. Neben der Woche in Paynes Ford (noch in sehr guter Erinnerung und mit das Beste des ganzen South Island Trips), waren wir noch an folgenden Steinen unsere Fingerspitzen polieren:
Froggat Edge, North Island
War richtig schick, nur einen Tag dagewesen, aber leider keine Boulder gemacht. Dafür fanden wir das Konzept super, an der Schule ein Stück von der Riesenschulhofwiese abzutrennen, als günstigen Campingspot auszuweisen, eine Toilette zugänglich zu machen und so den Kletterern einen legalen Campingplatz zu bieten für wenig Geld und gleichzeitig ein bisschen Geld für die Schule einzunehmen.
Wanaka Rocks, South Island
Wanaka Rocks bietet dem Kletterer zwar ordentlich Reibung an grobem, meist bombenfestem Schist, aber dafür auch extrem scharfe Kanten und Kristalleinschlüsse. Insgesamt waren wir zwei Tage dort, konnten uns aber nur so semi mit dem Fels anfreunden. Dafür habe ich in zwei Trad-Routen (die auch wirklich ganz schick waren) das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder ordentlich Material in den Fels gestopft. Der große Block (the Tombstone, wie passend…) hat in der Mitte noch einen 17-er Riß, der jedoch so poliert und offen war, dass ich da schon im Toprope so meine Freude hatte. Weil der so schick war, hätte ich hier gerne eine Trad-Begehung gemacht, war danach aber doch froh, das Seil von oben zu haben. Ansonsten gibt´s hier nicht viele Bilder, weil einer muss ja immer sichern!
Otago Long Beach, South Island, East Coast
Noch ein Seacliff. Vulkanischer Basalt schiebt sich als durchfurchte, unterhöhlte Felsmasse Richtung Meer. Wer hier klettert hat immer eine frische Brise in der Nase. Und die Hände gut gekühlt. Die Höhlen, die sich hier zum Bouldern anbieten haben interessante Strukturen und scheinbar einige richtig schwere Probleme mit schicker Kulisse und winzigen Nichtgriffen. Viel haben wir hier nicht getan, dank des Salzes war der Fels ordentlich schmierig und nicht viel da, wo wir einen Fuß vom Boden bekommen hätten. Aber atmosphärisch trotzdem super. Und in den Höhlen hätte man bequem biwaken können, hätte man nicht einen Bulli gehabt…
Castle Hill (Spittle Hill & Quantum Field), Central South Island
Trotz mäßiger Wettervorhersage haben wir Glück und bouldern einen Nachmittag bei Sonne und Wolken im neuseeländischen Mekka des Boulderers. Zusammen mit Andrew (Rob´s Flatmate) und dessen Crashpad steuern wir zunächst die beeindruckenden Limestone-Boulder von Spittle Hill an.
So leicht ist es nicht, Probleme zu finden, die machbar sind. Boulderer müssen Tiere sein. Aber die Location ist echt schick. Ein Paradies aus Steinen. Leider ist es mit meiner Frustrationstoleranz nicht so weit her und es nervt mich tierisch, dass die meisten Moves überhängende Klimmzüge an Nichtgriffen sind. Und dass das ganze Vergnügen dann nach drei Zügen wieder vorbei ist. Ich glaub, ich bin doch eher Kletterer. Aber wir finden trotzdem ein paar schicke Stellen, erfreuen uns an der skurillen Landschaft und am Ende ist die Fingerhaut runtergeschrubbt und die Knie mal wieder ordentlich malträtiert.
Cave Stream (Arthur´s Pass), Central South Island
Eigentlich sind wir hier nur per Zufall gelandet, weil es gerade eine Regenpause gab und Rob meinte, hier könnte man prima caven gehen. Das bis zu brusthochstehende, eiskalte Wasser hat uns dann jedoch nicht so angesprochen, viel mehr dafür die hier auch zahlreich herumliegenden Blöcke. Und besonders einer machte sich vor der Bergkulisse (die dank des Schneefalls der letzten Nacht sanft überzuckert war) ausnehmend gut. Ausgerechnet in diesem war eine schräge Risslinie augenfällig, die in einem Topo bestimmt mit “folge der logischen Linie” beschrieben worden wäre. Da konnte ich kaum wiederstehen und das Teil hat mehr Spaß gemacht, als die gesamte Pumperei in Castle Hill am Vortag. Einfach schöne Bewegungen. Das der Weg wieder runter dann etwas tricky war, fiel dann kaum noch ins Gewicht… Und auch danach haben wir noch drei vier schicke Linien gefunden, die mir die gute Laune nach der mäusegestörten Nacht samt dem ausgefallenen Avalanche-Peak-Treck wieder gegeben haben.
Manche dieser Stein-Felsformationen sehen aus wie überdimensionierte „Hühnergötter „vom Ostseestrand.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es bei Silke schon fast masochistische Züge nimmt, wenn sie nict richtig gefordert wird oder nicht genügend blaue Flecken und Risse in der Haut nach einer Kletterpartie hat.
Ich finde die Fotos von den Felsen, die manchmal so aussehen als Hätte ein Riese Murmeln gespielt, atemberaubend.